APO SDS

APO SDS
- Persönlichkeiten und Historie
aus der Region Mainfranken, Tauberfranken,
Badisches Frankenland, Württembergisch Franken,
Hällisch-Franken und Franken-Hohenlohe -

KARL HEINZ ROTH

 

Karl Heinz Roth, geboren 27.05.1942 in Wertheim, aufgewachsen in Stadtprozelten und bei Bad Kissingen. Abitur 1961. Studium der Medizin. Vorstandsmitglied im SDS. Später Mitarbeit bei den operaistischen Publikationen “Wir wollen alles” und “Autonomie - Materialien gegen die Fabrikgesellschaft”.

1974 veröffentlichte Karl Heinz Roth das Buch “Die ‘andere’ Arbeiterbewegung. Karl Heinz Roth legte marxistisch geprägt eine neue Sichtweise auf die Ausdifferenzierung der deutschen Arbeiterbewegung, die einen multinationalen Kern besaß. Die deutschen (Fach-)Arbeiter nahmen nach Roth zunehmend nach dem 2. Weltkrieg übergeordnete Tätigkeiten ein, mit überwachendem Charakter. Den von ihm als reformistisch eingeschätzten Gewerkschaften warf er vor, die Facharbeiter zu vertreten, aber die Massenarbeiter zu vernachlässigen.Roth leistete mit der anderen Arbeiterbewegung - wie im Untertitel des Buches bereits betont - einen Beitrag zum Neuverständnis der Klassengeschichte in Deutschland. Scharf ging er mit der “reformistischen Seite” der Arbeiterbewegung ins Gericht.

Sein methodischer Anspruch war nicht gering: Er wollte mit seinem Buch die Arbeiterwissenschaft “als die historisch bewußte Selbstreflexion der Arbeiterklasse über ihre Praxis” leisten, und das nicht im Elfenbeinturm einer akademischen Wissenschaft, sondern mit einer Integration “in die aktiven Kerne der Klasse”. In diesem Anspruch spiegelt sich allerdings der von Engels eingeleitete Abstieg des Sozialismus von einer Utopie zur Wissenschaft nieder, mit einer illusionären Selbstüberhebung wissenschaftlicher Tätigkeit und Einschätzung. Roth versuchte allerdings immer wieder Basiskontakt mit der realen Arbeiterschaft zu halten, insbesondere mit den radikalisierten Schichten. Zudem erwies sich Karl Heinz Roth immer wieder als selbstkritischer Autor, der eigene Positionen überdachte und mit Kritik produktiv umgehen kann.

Die ‘andere’ Arbeiterbewegung Karl Heinz Roths spiegelbildlicht auch den Wandel des Kapitalismus zu einem anderen dynamisierten Kapitalismus wieder, der in diesen Jahren den Abschied von Taylorismus, Fordismus und nationaler Beschränkung einleitete. Karl Heinz Roth war in diesen Frühjahren des Wandels des Spätkapitalismuses zum Flexiblen Kapitalismus in der Analyse avantgardistisch innovativ, erkannte viele neue Zeichen der Zeit. Illusionär blieben seine Schlußfolgerungen, daß die Zustände letztendlich zu einer Arbeiterguerilla führen würden, die die Kulmination der bewaffneten Aktion, der bewaffneten Klassengewalt der Arbeiterbewegung hervorrufen würde. Offensichtlich nicht eingetreten ist die Rothsche These, die Fabriken würden auf der anderen Seite des Kapitals immer mehr zu waffenstarrenden Unternehmerfestungen werden, um die Arbeiter unter Kontrolle halten zu können, obwohl Roth schon die gegenläufige Tendenz des Kapitals offenlegte, mit der “Humanisierung der Arbeit” alte Arbeitsteilungen aufzuheben. Mit der “Humanisierung der Arbeit” wurde die harte Außenkontrolle auf innere sanftere Mechanismen, auf die Selbstkontrolle, Selbstdisziplin der Arbeiter verlagert. Karl Heinz Roth orientiert sich in seinen Tendenzbeschreibungen im wesentlichen an den urbanen Zentren der Arbeiterbewegung; die Arbeiterbewegung in der Provinz, die Situation der Kleinstädte spielen bei ihm keine Rolle bzw. finden nur eine rudimentäre Randbetrachtung. Karl Heinz Roth wurde zwar in der Provinz geboren, sein Lebensweg führte ihn aus der Provinz in die städtische Urbanität hinaus. Wie aus einer Randbemerkung in einer Publikation über ihn zu entnehmen ist, genießt er in besonderen Stunden Wein aus fränkischen Bocksbeuteln, was auf den regionalen Herkunftsbezug hinweist.

2005 hielt Karl Heinz Roth eine Rede bei ATTAC mit dem Thema “Der Zustand der Welt” und er begrüßte in einer 1994 veröffentlichten Publikation die Wiederkehr der Proletarität, die Neuformierung revolutionärer Projekte. Beide Arbeiten sind geprägt durch Roths beibehaltene entschiedene linke Position und seiner historisch angelegten Analysefähigkeit. Roth gelingen interessante, wichtige Analysen des Wandels des deregulierten, globalisierten Kapitalismus und er formuliert die Utopie von möglichen Widerstandsformen.

Zum fünfzigsten Geburtstag wurde Karl Heinz Roth eine “Festschrift” gewidmet: “Patient Geschichte”. Herausgegeben von Karsten Linne und Thomas Wohlleben, 1993 bei Zweitausendeins, Frankfurt/Main erschienen. Ein zunächst erstaunlicher Akt für einen nicht unversitär bestallten Fünzigjährigen, aber angesichts seines Lebensweges und seiner politischen und historischen Arbeit verständliche Form der Danksagung. Angelika Ebbinghaus gelingt in diesem Band eine kommentierte Bibliographie verknüpft mit einer verlebendigten Biographie Karl Heinz Roths. Zudem werden von ihr in einer ausgewählten Bibliographie die umfangreichen Werke, Schriften, Aufsätze Karl Heinz Roths von den Jahren 1968 bis 1992 aufgelistet.

Bibliographie (Auswahl):

Karl Heinz Roth zusammen mit Elisabeth Behrens: Die “andere” Arbeiterbewegung und die Entwicklung der kapitalistischen Repression von 1880 bis zur Gegenwart. Ein Beitrag zum Neuverständnis der Klassengeschichte in Deutschland, München 1974 (sowie weitere Auflagen)

Götz Aly, Karl Heinz Roth: Die restlose Erfassung. Volkszählen, Identifizieren, Aussondern im Nationalsozialismus. Berlin 1984

Karl Heinz Roth: Der Weg zum Stern des “Dritten Reichs”: Schlaglichter auf die Geschichte der Daimler-Benz AG und ihrer Vorläufer. In: Hamburger Stiftung für Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts (Hg.): Das Daimler-Benz-Buch. Ein Rüstungskonzern im “Tausendjährigen Reich”, Nördlingen 1987, Seite 28 - 373.

Karl Heinz Roth und Michael Schmidt (Hg.): Die Daimler-Benz-AG 1916-1948. Schlüsseldokumente zur Konzerngeschichte, Nördlingen 1987

Karl Heinz Roth (Hg.): Die Wiederkehr der Proletarität. Dokumentation der Debatte. Köln 1994

Karl Heinz Roth: Der Zustand der Welt. Gegen-Perspektiven. Hamburg 2005

 

Über Karl Heinz Roth (Auswahl)

Karsten Linner und Thomas Wohlleben (Hg.): Patient Geschichte. Für Karl Heinz Roth. Frankfurt 1995

Marcel van der Linden und Christoph Lieber (Hg.): Kontroversen über den Zustand der Welt. Weltmarkt - Arbeitsformen - Hegemoniezyklen, Hamburg 2007

 

Links:

http://www.stiftung-sozialgeschichte.de/

http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Heinz_Roth

http://de.wikipedia.org/wiki/Proletariat

 

 

JOSCHKA FISCHER

Fischer, Joschka (geb. 12. April 1948 Gerabronn), Sponti, Grüner Turnschuhminister, Marathonläufer, Vieleher, Bundesaußenminister mit viel und weniger Gewicht. Wichtigste Publikation: Mein langer Lauf zu mir selbst (2001), Zitat: "Die Fischer waren seit langem in männlicher Linie immer Bauern und Metzger gewesen".

 

 

DEMO GEGEN NPD-PARTEITAG

am 14. Febr. 1970 in Wertheim, Main-Tauber-Halle. Eine mächtige Demo bildete sich vor allem unter der Führung und Mitwirkung der studentischen APO (Heidelberg, Frankfurt, Würzburg u.a.) gegen die besonders im ländlichen Raum wieder erfolgreiche NPD. Die Kleinstadt Wertheim wurde mit studentischen Aktionsformen der APO konfrontiert, die Polizei schützte mit Tränengas, Schlagstöcken und Hubschrauber den Parteitag. Die Wertheimer USI nutzte die Gelegenheit, vor dem städtischen Gymnasium zu demonstrieren, was in der polizeilichen Taktik und Strategie nicht eingeplant war. Polizeiliche Einsatzkräfte mußten dem Schülertrupp hinterhereilen.

Zu Aktionen von Schülern in Wertheim und TBB siehe unter Wertheim TBB

 

 

KLEINSTADT 1968

- POLITISCHE JUGENDBEWEGUNG

„Kleinstadt 1968“ – „1968 in der Provinz?“ War da überhaupt was? Ja, da war etwas. Mancherorts sogar ein richtiger kleiner Aufstand von Teilen der Kleinstadtjugend. 1968 fand auch in den echten (ländlichen) Kleinstädten statt. Es gibt nur einen wesentlichen Unterschied zur 1968er Bewegung in den Metropolen: die Jugendrevolte in den Kleinstädten war keine Studentenangelegenheit, sondern ging anfangs von den Oberschülern und später auch von den Lehrlingen aus. Es war eine Jugendrevolte, die Mitten aus der Kleinstadtgesellschaft heraus kam, und deshalb die Kleinstadthonoratioren so unerwartet und schmerzhaft traf. Natürlich hatte das Jahr 1968 in den Kleinstädten nicht auf genau dieses Datum hin ausgerichtet die gleiche zentrale geschichtliche Bedeutung wie in den Großstädten der damaligen Zeit. In der Provinz war 1968 vielerorts erst der Startpunkt einer Schülerrevolte und keineswegs bereits der Höhepunkt einer Bewegung. Hier greift die provinz-bekannte Zeitverschiebung, dass es eine Zeit braucht, bis Großstadtereignisse in der Kleinstadt ankommen, was einige politische Provinzler gerne dazu veranlasste, von sich selbst als den „1969ern in der Provinz“ – also ironischerweise von der ‚wieder etwas verspäteten Generation’ zu sprechen.    Siehe:    Kleinstadtrevolte

 

 

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